Schenck Process Experte Felix Jakob über den Umgang mit Schüttgütern in Recyclingprozessen 

Die Anstrengungen, den globalen CO2-Fußabdruck zu reduzieren und den Einsatz von recycelten Materialien zu erhöhen, bedeutet, dass Unternehmen ihre aktuelle Wertschöpfungskette von Anfang bis Ende überdenken müssen. Dies erfordert eine verstärkte Zusammenarbeit und den Austausch von Fachwissen aller Lieferanten in der Prozesskette, um ihr Wissen in praktikable Prozesse und Produkte zu transferieren. Felix Jakob, Director Sales Weighing Technology bei Schenck Process Europe, erläutert die Rolle des Schüttgut-Handlings in diesem Prozess und gibt einen Ausblick in die Zukunft. 

Jährlich werden in Europa mehr als 53 Millionen Tonnen Kunststoffabfall produziert. Aktuelle Trends prognostizieren, dass sich diese Zahl bis 2060 verdoppeln wird, was die Wichtigkeit eines stärkeren Kreislaufansatzes unterstreicht. Dennoch ist der Anteil des Abfalls, der in den Produktionszyklus zurückgeführt wird, im Vergleich dazu relativ gering – aktuell macht er nicht einmal die Hälfte der erzeugten Tonnen aus. Dies liegt zum Teil daran, dass verarbeiteter Kunststoff im Gegensatz zu unbehandelten Rohstoffen in der Weiterverarbeitung einige Herausforderungen mit sich bringt. Kunststoffabfall muss strenge Anforderungen erfüllen, um für die Wiederaufbereitung geeignet zu sein. Zudem ist der Umgang mit großen Mengen, die im Recyclingprozess benötigt werden, kostspielig. Darüber hinaus unterscheiden sich die Kunststoffmaterialien stark in ihrer Qualität, was den Prozess weiter erschwert. 

"Die zu verarbeitenden Roh- und Einsatzstoffe haben in vielen Fällen sehr unvorhersehbare und wechselnde Eigenschaften. Sie unterscheiden sich von Charge zu Charge und von einem Land oder einer Region zur anderen", erklärt Felix Jakob, Director Sales Weighing Technology bei Schenck Process Europe. "Dies erfordert eine wesentlich höhere Flexibilität und Robustheit der eingesetzten Prozessanlagen." Schenck Process ist ein führender Lösungsanbieter im Bereich Schüttgut-Handling. Mit mehr als 140 Jahren Erfahrung in diesem Bereich verfügt die Gruppe über umfangreiches Wissen im Umgang mit unterschiedlichen Materialien in einer Vielzahl von Industrien, wie beispielsweise in der Chemie oder im Bereich der Hochleistungswerkstoffe.

“Der Übergang von 'Waste to Wealth' erfordert einen ganzheitlichen und kooperativen Ansatz, bei dem alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette gemeinsam auf eine nachhaltigere und florierende Zukunft hinarbeiten.”

Felix Jakob, Director Sales Weighing Technology

Flexibilität und Präzision: Vorteile von intelligenten Schüttgut-Handling-Lösungen 

Zu wissen, wie sich ein Material im Laufe der Zeit verhält, ist entscheidend, wenn es darum geht, die Effizienz von Recyclingverfahren zu gewährleisten. "Herkömmliche Anlagen und Verfahren müssen so angepasst werden, dass sie für Post-Consumer-Waste und einen höheren Anteil an Rezyklaten geeignet sind.“ Dies erfordert einen langen Zeitraum der Prozessentwicklung und -prüfung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Durch das Sammeln von Daten und Erfahrungen mit Prozessparametern durch Echtzeitmessungen, beispielsweise durch Inline-Sensoren zur Erfassung der Feuchtigkeit, können Lösungsanbieter flexibler auf Veränderungen reagieren und Prozesse stabil halten. Die Digitalisierung von Dienstleistungen und Lösungen spielt also eine große Rolle, wenn es darum geht, Prozesse effizienter zu gestalten. 

"Durch den Einsatz intelligenter Maschinen werden die Bedingungen im Prozess sicherlich stabiler", erklärt Felix. Intelligente und vernetzte Lösungen für den Umgang mit Schüttgut und die Zuführung bieten beispielsweise eine größere Stabilität, Genauigkeit und Präzision bei Dosierprozessen "was in Anwendungen entscheidend ist, bei denen geringfügige Variationen in Materialverhältnissen oder Förderraten sich auf die Produktqualität oder Prozesseffizienz auswirken können." Solche Lösungen können dazu beitragen, Abfall zu reduzieren, die Effizienz zu verbessern und wertvolle Materialien zurückzugewinnen, die verkauft oder wiederverwendet werden können. Dies generiert neue Einnahmequellen und reduziert gleichzeitig den Umwelteinfluss. Dieser Ansatz ist besonders relevant im Kontext der Kreislaufwirtschaft, wo das Ziel darin besteht, ein geschlossenes System zu schaffen, in dem Abfall minimiert und Ressourcen möglichst umfassend erhalten und wiederverwendet werden. "Letztendlich erfordert der Übergang von „Waste to Wealth“ jedoch einen ganzheitlichen und kooperativen Ansatz, der alle Akteure in der Wertschöpfungskette, von Lieferanten über Hersteller bis hin zu Verbrauchern, zusammenbringt, um gemeinsam an einer nachhaltigeren und prosperierenden Zukunft zu arbeiten."

Während viele Kunststoffhersteller und Lösungsanbieter bereits Schritte in Richtung einer grüneren Zukunft unternehmen, erfordert die Einleitung eines nachhaltigen Wandels mehr als nur Ideen. Es erfordert Engagement auf allen Ebenen. "Wir befinden uns in einer sehr spannenden Zeit des Wandels. Vieles wird nicht mehr so sein wie früher. Die globale Pandemie hat Digitalisierungsanstrengungen verstärkt, was eine riesige Chance für Europa darstellt, seine Technologieführerschaft in der maschinellen Fertigung und Produktion zu maximieren", führt Felix weiter aus und fügt hinzu: "Andererseits muss die EU ein wirtschaftliches Umfeld schaffen, in dem die Hersteller nicht unter dem Wettbewerb auf dem Weltmarkt leiden. Wenn wir das in den Griff bekommen, werden wir bis 2030 eine stärkere und umweltfreundlichere Industrie für Chemikalien und Hochleistungswerkstoffe erleben."

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